Zwei Weh Zehen
Vergleich

Was sind die Unterschiede und deren Bedeutung im Spiel.

Motivation

  • Spieler
    Für Spieler, welche eigene Ideen einbringen möchten, und sich wünschen, dass diese auch Auswirkungen in der Welt und auf die Geschichte haben, werden bei einem Sandboxing motivierter sein. Es kann aber auch der umgekehrte Fall eintreten.
    Spielervorlieben können beim Sandboxing leichter und nachträglich integriert werden.
  • Charaktere
    In beiden Varianten können die Motivationen der Spielercharakter sehr stark eingebracht werden, wenn die Abenteuer oder Settings selbst erstellt werden. Bei fertigen (gekauften) Vorlagen ist dies mitunter schwierig, nachträglich Elemente hinein zu bringen, insbesondere bei Railroading Abenteuern.
  • Spielleiter
    Beide Stile hängen von der Vorliebe des SL ab. Beim Sandboxing kann er mitfiebern, wie sich die Geschichte entwickeln wird, während er beim Railroading aber eine große Sicherheit der Plot-Entwicklung hat, und sich (vermeintlich) mit anderen Dingen mehr beschäftigen kann.

Aufwand und Zeit

  • Initiale Vorbereitung
    In beiden Stilen müssen die Vorlagen erarbeitet werden, wobei der Zeitaufwand bei beiden gleich groß ist. Natürlich ist dies abhängig vom Umfang des Abenteuers, Kampagne oder dem Setting.
    Beim Ausarbeiten von selbsterstellten Materialien kommt es auch auf das Gleiche heraus. Beim Sandboxing sind die Informationen beim Spielstart etwas höher. Beim Railroading dagegen, reicht oft nur das erste Szenario, ohne alle Hintergründe verstehen zu müssen.
  • Vorbereitung pro Spielsession
    Beim Sandboxing muss sich der SL Gedanken machen, welche Szenarien als nächstes in Frage kommen. Allerdings hat dies nichts mit Hellseherei zu tun, sondern es entwickelt sich ganz natürlich während des Spiels. Die Gedanken die man sich dazu machen müsste sind hierbei mehr als beim Railroading, wo die nächste Szene bereits ausgearbeitet ist.
  • Während des Spiels
    Bei beiden Varianten muss der Spielleiter mitdenken. Beim Sandboxing macht man sich tendenziell mehr Gedanken über globale Auswirkungen (im Setting), während beim Railroading oft darüber nachgedacht wird, wie die Spieler/ Charaktere (ab-) gelenkt werden, damit die nächste Szene plausibel wird.

Fazit: Beides kostet vermutlich gleich viel Zeit und Mühen, wenn man sich die verschiedenen Mechaniken zu eigen gemacht hat. Sandboxing benötigt beim Umstieg Training und Erlernen von neuen Mechaniken und Herangehensweisen. Dass das Sandboxing viel umständlicher sei, ist eher ein Vorurteil.

Einfluss

  • Spielleiter
    Beim Sandboxing kann der Spielleiter frei eingreifen, und jede Art von Änderung integrieren, solange dies "realistisch" erscheint und das Setting kohärent bleibt. Er muss auch keine Angst vor großen Änderungen haben, mit Ausnahme vielleicht, dass das Setting vollkommen zerstört wird.
  • Spieler
    Gedanken und Ideen von den Spielern selbst, können vom Spielleiter aufgenommen werden. Ihre Theorien erklären manche Ursachen eventuell besser, als was sich der Spielleiter ausgedacht hat. Da die Auswirkungen beim Sandboxing nicht vordefiniert sind, ist dies kein Problem. Beim Railroading spielen die Ideen von Spielern keine Rolle.
  • Charaktere
    Beim Sandboxing verändert jede Handlung der Charaktere auch die Geschichte. Wie stark, hängt von den Prämissen des SL ab (Realismus, Einschätungsvermögen, Komplexität, Kausalität). Manchmal werden auch Entscheidungen zu gunsten der Dramaturgie getroffen. Beim Railroading haben die Handlungen keinen Einfluss auf den Geschichtsverlauf.

Weitere Gedanken

Wie bereits in anderen Punkten oben schon angesprochen, gibt es beim Railroading keine Entwicklung der Geschichte. Aber der Vorteil besteht darin, dass die Geschichte dramaturgisch gut geplant und inszeniert wurde, während beim Sanboxing der Ausgang oft ungewiss sein kann.

Sandboxing wird eher von Gruppen bzw. Spielleitern verwendet, welche sich lieber selbst Settings und Geschichten ausdenken, gerne improvisieren und zum Storytelling tendieren.

In beiden Varianten müssen sich die Spieler entgegenkommen, insbesondere die Spieler und der Spielleiter. Beim Sandboxing sollten die Spieler sich darauf einigen, wo die Grenzen des Settings sind, und nicht ständig daraus ausbrechen. Dies wird vom SL meist durch Content und Hooks während des Spielens dargestellt. Aktionen außerhalb davon führen eher ins Leere, oder die Spieler merken, das dort mehr vom SL improvisiert wird. Allerdings ist das Sandboxing aber sehr flexibel, und das Setting kann jederzeit verändert und erweitert werden. Im besten Fall werden mehrere Hooks angeboten, für eine lebendige Welt, und die Spieler denken sich nicht ständig selber welche aus, oder brechen aus dem vorbereteten Setting aus.
Beim Railroading dürfen die Spieler nicht traurig sein, wenn sie mal merken, keinen Einfluss auf die Geschichte genommen zu haben. Zum Glück kennen die Spieler die Geschichte nicht, und haben dadurch oft die Illusion, dass alles genau so, durch ihr Handeln geschah.